Ob unsere Fantasie ausreicht, uns die Grundsteinlegung für die erste Zionskirche am 27. Juli 1908 vorzustellen? Viele aus der Innenstadt sollen gekommen sein, Herren mit Zylinder und Damen mit riesigen Hüten, um sich um den Sandsteinblock zu sammeln, der da zwischen den Wiesen und Kartoffelfeldern lag, denn gleich hinter dem Hauptbahnhof begannen damals Felder und Wiesen. Es gab weder eine Gemeinde noch einen Kirchenvorstand, die der geplanten Kirche einen Namen hätten geben konnten.
Aber der Grundstein musste gelegt werden, das bestimmte das Testament des katholischen Maschinenbaufabrikanten Johann Hampel, dessen Fabrik auf der Zwickauer Straße stand. Hampel hinterließ der Stadt Dresden als Universalerbin ein Vermögen von einer dreiviertel Millionen Mark, welches dazu verwendet werden sollte, in den südlichen Vierteln der Stadt eine evangelische Kirche zu erbauen, in der er und seine Frau ihren Ruhestätte finden sollten. Die Grundsteinlegung musste innerhalb von fünf Jahren erfolgen. Würde dieses Erbe von der Stadt nicht angenommen oder würde eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, so sollte das Erbe der katholischen Kirche zur beliebigen Verwendung zufallen.
Vier Jahre dauerte schließlich der Bau des Gotteshauses im Jugendstil nach den Entwürfen des Architekten Baurat Graeber. Die Bauformen waren modern und dem Zweck entsprechend würdevoll. Bis zum Dach bildete Sandstein das Baumaterial, der gesamte Turm wurde in reich ornamentiertem Kupfer gehalten. Die Turmhöhe betrug 50 Meter und wurde von einem komplizierten Eisengerüst getragen. Die Gesamtkosten des Baus beliefen sich auf 531.000 Mark.
Die Weihe der Kirche vollzog am 29. September 1912 Superintendent Dr. Kötzsch über das Wort
„Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes“,
der Überschrift des Altarplatzes. Die Weihepredigt hielt Pfarrer Droese, er war der erste Pfarrer der Zionsgemeinde. Die volle Schönheit des Inneren der Kirche beruhte nicht auf Einzelschmuck, sondern auf einer Gesamtheit der Linienführung, der Farbwahl und der Formgebung. Dort, wo der geräumige Altarraum sanft in das Schiff der Kirche überging, stand in der Mitte die künstlerisch bedeutsame Kanzel aus Bronze. Das Kunstwerk hatte der Erbauer der Kirche, Baurat Graebner, selbst entworfen. Sie verdeckte von keinem Platz aus den Blick auf den Altar. Die Bankreihen waren leicht ansteigend und fächerförmig angeordnet und boten 1100 Gläubigen Platz. Der Kirchraum wölbte sich zentralbaumäßig empor und wurde von einem auf dem Altar stehenden weißen Marmorkreuz beherrscht.
Die klangschöne Orgel war die erste Orgel Sachsens mit rein elektrischer Traktur und Registeranlage und stammte von dem bekannte Orgelbaumeister Jehmlich aus Dresden. Die Entwürfe der zwei Ölgemälde an der Altarwand und der modern gehaltenen seitlichen Kirchenfenster stammten von dem in der Gemeinde lebenden Kunstmaler Bernhard Müller. Von der Grundsteinlegung bis zur Weihe der Zionskirche 1912 wurde in der Südvorstadt Dresdens rege gebaut, so dass eine Gemeinde mit 5.619 Gemeindegliedern entstand.
In der Bombennacht des 13. Februars 1945 verbrannten die Kirche und 90 Prozent der Wohnhäuser der Gemeindeglieder in der Dresdner Südvorstadt.
1949 bauten dann junge Menschen im Hof neben der Kirchruine eine Baracke für die Evangelische Studentengemeinde auf, die vom Hilfswerk aus Schweden geschenkt worden war. Brüderlich wurde sie ab 1956 von den Studenten und der neu versammelten Zionsgemeinde genutzt, bis sie für die Studenten zu klein wurde und sie auszogen.
33 Jahre lebte die Gemeinde mit allen ihren Aktivitäten in dieser Baracke. Gleichzeitig nutze sie die beiden ausgebauten Sakristeiräume der Kirchenruine.
In diesen Jahren standen an der Spitze der Sächsischen Landeskirche die Bischöfe Dr. Hugo Hahn und nach ihm Dr. Gottfried Noth. Bischof Noth wurde aus Anlass seines 60. Geburtstages im Jahr 1965 vom Lutherischen Weltbund versprochen, es werde an einem Ort, den er bestimmen solle, eine Kirche gebaut werden. Die Realisierung dieses Vorhabens sollte die schwedische Kirche übernehmen. Im Laufe der kommenden Jahre wurden an 12 verschiedenen Orten in Sachsen Versuche unternommen, dieses Versprechen in die Tat umzusetzen. Immer wieder scheiterten sie an „objektiven Schwierigkeiten“, die die staatlichen Behörden der DDR geltend machten. Ab 1980 kursierte dann unserer Gemeinde das Gerücht: „Vielleicht bekommen wir die Kirche aus Schweden geschenkt.“ Die Optimisten begannen daraufhin Ziegel zu putzen und wurden belohnt.
Am 5. Juni1981 war wieder Grundsteinlegung. 18 Monate lang baute unsere Gemeinde mit schwedischem Material, mit schwedischen Leitmonteuren, den Mitarbeitern des Dresdner kirchlichen Bauhofes und mit eigenen, sehr guten Fachleuten unter der liebenvollen Leitung des schwedischen Bauleiters Erik Granbom in rund 8000 Arbeitsstunden ihre neue Zionskirche. Vier Sandsteinreliefplatten, die aus der Ruine der alten Zionskirche geborgen wurden, fanden im Klinkermauerwerk einen neuen Platz.
Am 31. Oktober 1982 konnten wir unsere neue Kirche mit dem Landesbischof Dr. Johannes Hempel, dem schwedischen Bischof von Skara, Dr. Helge Brattgard, und unserem langjährigen Gemeindepfarrer, Michael Kanig, feierlich einweihen.
Kernstück des Gemeindezentrums ist die Kirche mit ihrer Leimholzkonstruktion. Sie ist an ihrem höchsten Punkt 10 Meter hoch und bietet Platz für 120 Gemeindeglieder. Altar, Lesepult und Stuhlreihen bilden dabei einen Kreis.
Das Kruzifix vor dem gestirnten Himmel, das an der Wand links neben dem Altar hängt, ist eine Leihgabe des Landesamtes für Denkmalspflege. Unser ehemaliger Kirchvorsteher, Dr. Fritz Löffler, hat es 1983 aus dem Fundus des Denkmalsamtes herausgesucht, seine genaue Herkunft ist unbekannt. Möglicherweise ist es um 1480 in Schlesien oder dem Sudetenland geschnitzt worden. Ernst Kiesewetter hat es von 1983 – 1984 restauriert und gerahmt. Die Assistenzfiguren Johannes und Maria waren nicht mehr auffindbar. Nur noch die Heiligenscheine links und rechts vom Kreuzesstamm und die im dunkleren Blau des Himmels sich abzeichnenden Schatten erinnern an sie.
Die gute Akustik des Raumes ermöglicht anspruchsvolle kirchen- und kammermusikalische Veranstaltungen. In den 1980er Jahren konnte die Gemeinde eine kleine Orgel der Firma Sauer einweihen, die sich harmonisch in den modernen, hellen Kirchraum einfügt. Im massiven Untergeschoss der Kirche befindet sich der Gemeindesaal mit etwa 90 Plätzen.
Dem Kirchgebäude mit dem quadratischem Grundriss und der Zeltform ist das Gemeindehaus als rechteckiger Baukörper mit einem Verbindungsbau angegliedert. Das Obergeschoss des Gebäudes ist als Ständerbau mit Klinkerverblendung ausgeführt.
1912-1923 Pfr. Theodor Dröse (ein Nachkomme Ludwig Richters)
1923-1932 Pfr. Herbert Böhme (später Superintendent in Meißen)
1932-1945 Pfr. Ringulf Siegmund (später Superintendent in Aue und Dresden)
1945-1956 Pfr. Richard Schwan und Pfr. Dr. Werner Krusche (später Bischof der Provinz Sachsen)
1956-1960 Pfr. Lic. theol. Georg Walther
1960-1964 Pfr. Dr. Werner Tannert (später Oberkirchenrat im Landeskirchenamt)
1964-2001 Pfr. Michael Kanig
2001-2002 Vakanz
2002-2005 Pfr. Matthias Werner
2005-2010 Pfr. Uwe Kranz
2010-2020 Pfr. Dr. Harald Rabe
07/2020-06/2022: Vakanz
seit 07/2022 Pfrn. Beatrice Rummel