Wahrscheinlich teile ich meine Vorliebe für dieses Kirchenlied von Dietrich Bonhoeffer mit den meisten von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Nicht umsonst wurde es 2021 zu einem der beliebtesten Lieder im Gesangbuch gewählt.
Ich kann ziemlich schnell auf den Punkt bringen, warum es mich so berührt, ja ergreift. Es ist der Text eines aufrichtigen Menschen, engagierten Theologen und prominenten Mitglieds der Bekennenden Kirche während der Zeit des Nationalsozialismus. Er ließ sich nicht brechen von diesem menschenfeindlichen System, wohl wissend, dass er damit in den sicheren Tod geht. Geschrieben hat er die Worte an seine Verlobte in der Stunde der größten Not und des intensivsten Schmerzes, kurz vor seiner Hinrichtung. Und nichtsdestotrotz strahlen sie eine Wärme, Zuversicht und Stärke aus, die mich zutiefst beeindruckt.
Die Strophen befinden sich zwischen dem Geborgenheit und Ruhe vermittelndem Refrain „Von guten Mächten…“. Er beginnt mit einem Blick auf das, was unser Herz und unsere „aufgescheuchten Seelen“ quält, setzt fort mit dem schweren bitteren Kelch und spannt damit den Bogen vom Leiden Christi im Garten Gethsemane zu seiner Bereitschaft, den Willen Gottes anzunehmen. Im weiteren Verlauf erinnert er sich an Vergangenes, das ihn gestärkt hat und transportiert es mit dem warmen stillen Kerzenlicht gleichsam in die Dunkelheit seines Daseins als Gefangener.
Dieser Text ist für mich eine Hymne auf die Hoffnung und somit nachgerade brandaktuell. Leider wirken heute gesellschaftlicher Kräfte, die menschliche Werte, wie Mitgefühl, Respekt, Nächstenliebe und Aufrichtigkeit mit Füßen treten. So ist es mir besonders wichtig, Hoffnung und den Glauben an Gott und das Gute zu bewahren. Gott verhüte, dass sich so finstere Zeiten, wie die, denen Dietrich Bonhoeffer zum Opfer fiel, wiederholen.
Ines Richter-Kuhn
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