EKG 324
Als mir dieser Beitrag anvertraut worden ist, las ich in den Herrnhuter Losungen: „… mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen“ (Kolosser 3,16). Dieser Aufforderung folge ich gern. Meine Erfahrung ist, dass ein Lobgesang an Gott Kraft entwickeln kann, gerade in Momenten, in denen einem nicht zum Loben und Danken zumute ist.
Und so ist es ein Lied von Paul Gerhardt (1607-1676), das ich besonders mag: „Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr meines Herzens Lust ...“ (EKG 324). Die Ich-Form dieses Liedes spricht mich direkt an, und ich identifiziere mich damit. Ich bewege dabei nicht nur den Mund, sondern ich singe mit ganzer Seele, mit meinem Herzen.
In diesem Lied ist anschaulich die Rede vom schönen Himmelszelt, von Tau und Regen, von Frost und Wind, von Tag und Nacht. Es beschreibt, dass ich von Gottes Gnade lebe: „Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad und ewge Quelle bist, daraus uns allen früh und spat viel Heil und Gutes fließt.“ Im Mittelteil des Liedes wird Gott als Schöpfer aller guten Gaben benannt, der uns behütet, die Schuld vergibt und tröstet. So ist Paul Gerhardt überzeugt: „Wohl auf, mein Herze, sing und spring und habe guten Mut! Dein Gott, der Ursprung aller Ding, ist selbst und bleibt dein Gut.“
Ja, dieses kindlich frohe und aussagekräftige Lied kann ich von Herzen mitsingen!
Paul Gerhardts Lieder begleiten uns durch das gesamte Kirchenjahr. Etwa 130 Lieder stammen aus seiner Feder, 27 davon finden wir im Evanglischen Kirchengesangbuch. Seine Lieder sind voller Glaubenszuversicht und Sprachkraft. Sie zeigen sein fröhliches Vertrauen in Gottes Führung, trotz eines nicht leichten Lebens. Er hat sehr früh seine Eltern verloren und den 30-jährigen Krieg erlebt, der sein Elternhaus und seine Vaterstadt (Gräfenhainichen) zerstörte. Sein beruflicher Weg war schwierig und seine Frau starb bereits sehr jung nach 13-jähriger Ehe. Nur eines seiner fünf Kinder überlebte ihn.
Dennoch, er ist überzeugt: „Was kränkst du dich in deinem Sinn und grämst dich Tag und Nacht? Nimm deine Sorg und wirf sie hin, auf den, der dich gemacht.“
Martina Lippmann
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