... und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle. Gen 27,28
Diesen Segen empfing Jakob von seinem erblindeten Vater Isaak in den Kleidern seines Bruders Esau. Was für ein Durcheinander: Eigentlich war dieser Segen dem älteren Bruder zugedacht. Esau diesen
Segen vorzuenthalten, indem Jakob ihm zuvorkam, war unverzeihlich. Jakob musste fliehen und verlor sich in Ängsten, die ihm nach seinem langen Weg zum Schlafplatz nach Lus führten. Der Traum von
der Himmelsleiter brachte Jakob Gewissheit: Gott spricht ihm zu: Der Segen gilt.
Sein Onkel Laban, bei dem Jakob dann nach langer Reise unterkam, wusste diesen Segen zu nutzen. Er wollte Jakob, der Felder und Garten anlegte und das Vieh vermehrte, gar nicht mehr ziehen lassen.
20 Jahre war Jakob von zu Hause fort. Er arbeitete hart, heiratete zwei Frauen und bekam 12 Söhne. Als Jakob endlich nach Kanaan zurückkehrte, traf er nach seinem schweren Gewissenskampf am Jabok wieder auf seinen älteren Zwillingsbruder Esau. Dieser war ihm nicht mehr böse, sondern versöhnt: Reich an Weidevieh und Grasflächen, hatte auch er mit seiner Familie nicht darben müssen.
Der Boden, auf dem Esau geblieben war, schien ebenso vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde eine Fülle an Pflanzen hervorzubringen, die nun auch Jakobs Familie und Vieh mit ernähren konnten.
Was für ein Segen – den ich bis in meine heutigen Tage immer dort erfahre, wo im Frühling das Gras auf den Wiesen wächst und im Sommer die Saat auf den Feldern aufgeht.
Dort in Kanaan ist inzwischen trockenes Land. Das Wissen um Bewässerungsanlagen weitläufiger Gärten und Felder bestimmt der Wassermangel. Weil der Tau des Himmels fehlt, wachsen hier immer weniger Korn und Wein in Fülle.
Nach den regenreichen Tagen, die der Frühling in unseren Breiten mit sich brachte, wollen wir kaum glauben, dass dieser alte Segen auch uns eines Tages verlassen könnte. Doch ich lese diese Worte immer wieder auch als Appell des Schöpfers an uns, behutsam und bewahrend mit der Schöpfung umzugehen. Denn Heilsgeschichte setzt unser Verantwortungsbewusstsein voraus. Wenn dieser Wunsch verloren geht, weil er dem Anspruchsdenken weichen muss, steht es schlecht um die Schöpfung und ihre Geschöpfe.
Viel Heil und Segen wünscht Pfarrerin Beatrice Rummel
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