MEINE AUGEN SEHEN STETS AUF DEN HERRN.
Psalm 25,15
Eine Frau sitzt mit ihren beiden Kindern im Zug. Sie schauen aus dem Fenster. In den Augen Tränen. Draußen auf dem Bahnsteig steht ihr Mann. Sie muss los, sich und ihre Kinder in Sicherheit bringen. Er muss zurückbleiben. Im Kriegsgebiet. Der Zug fährt an. Sie schauen einander nach, solange sie können. Ob sie sich jemals wieder sehen? – Solche Momente. Tausendfach. Und doch nur ein Teil des Elends, das uns in diesen Tagen so nahekommt, das uns nicht loslassen will. Ich kann kaum noch hinsehen.
Mir fällt es angesichts des Krieges in der Ukraine in manchen Stunden schwer, die innere Richtung zu halten. Gedanken gehen durcheinander und verfitzen sich wie ein Knäul. „Meine Augen sehen stets auf den HERRN.“ – Dieser Satz aus Psalm 25 beeindruckt mich. Er gibt meinen Gedanken eine Richtung. Er gibt mir in meiner Hilflosigkeit, meiner Wut und meiner Verzweiflung Orientierung.
Bei allem notwendigen konkreten Anpacken erinnert mich dieser Satz an Gott, der mir schon so oft in meinem Leben geholfen hat, die Richtung zu halten. Der Blick auf Gott ordnet meine Gedanken und alles, was ich um mich herum sehe. Der Blick auf Gott hilft mir, dass ich bei den Bildern des Elends wieder hinsehen kann, ohne gleich die Richtung zu verlieren.
Ich wünsche uns allen deshalb, dass wir besonders in diesen Wochen Gott im Blick behalten.
Georg Zimmermann
Landesjugendpfarrer
Kommentar schreiben
Susanne Höhn (Freitag, 15 April 2022 00:47)
Sehr geehrter Pfarrer Zimmermann,
Sie finden stets die richtigen Worte - auch in solchen Momenten der Sprachlosigkeit angesichts des Leids, das dieser Krieg verursacht.
Ich lese immer wieder Ihre Texte. Sie sprechen mir aus der Seele. Vielen Dank dafür.
Gesegnete Ostern,
Susanne Höhn
(Münchner Straße 34)