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Ab heute wohne ich bei dir

Bild: Andrew Neel / unsplash
Bild: Andrew Neel / unsplash

Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr. Sacharja 2,14

 

Was, wenn da einer vor der Tür steht mit Sack und Pack, freundlich lächelt und sagt: „Ab heute wohne ich bei dir.“?

Vor einigen Jahren war mein Mann so bei mir eingezogen. Er hatte sein Bachelorstudium beendet und nun keine Lust mehr auf die lange Pendelei. Mehr als einen Koffer, einen Rucksack und seine Gitarre hatte er nicht dabei.

 

Ich bin ehrlich: Erfreut war ich nicht. Mein Zeitplan hatte eigentlich etwas anderes vorgesehen. Aber da war er nun einmal und draußen stehen bleiben sollte er ja auch nicht. In den folgenden Wochen verwandelte sich das Schlafzimmer in ein Arbeitszimmer und die Küche in sein neues Reich. Mal gab es Streit, weil ein Regal auf einmal woanders stand oder weil Socken verstreut auf dem Boden lagen. Was es aber nicht mehr gab: schmerzhafte Abschiede. Wir lernten schnell, wer der Morgenmuffel war und wer nach zu viel Schokolade aufgedreht wurde, wer gern putzte oder wer lieber den Einkauf machte. Miteinander zu wohnen ist wohl die beste Übung, einander wirklich kennenzulernen und trotzdem noch zu lieben.

 

Wenn nun Gott vor der Tür stünde? „Ab heute wohne ich bei dir!“ würde er sagen mit nichts weiter als einem breiten Grinsen. Was gäbe es da an Regalen zu verschieben? Würde ich ihm jeden Raum zeigen? Wo wäre sein Arbeitsplatz – bräuchte er so etwas überhaupt oder arbeitet er nicht „von überall“? Dürfte ich ihn morgens mit meinem Kaffee anschweigen?

 

Advent heißt „Ankunft“ – eben: Vor der Tür stehen. Durch Jesus Christus blieb Gott nicht fern. Er lebte mit. Er war da, ob das nun gepasst hat oder nicht. Menschen, die ihm die Tür öffneten und ihn bei sich wohnen ließen, erlebten Heilungen und heiße Diskussionen, neue Chancen und irritierende Güte. Mit ihm zogen wieder Versöhnung, Hoffnung und Barmherzigkeit ein in diese Welt.

 

Das Bild möge uns begleiten in diesem Advent und dem kommenden Jubiläumsjahr der Zionskirchgemeinde: Mein Gott zieht ein bei mir. In mein Herz, in mein Leben. Also: Mach hoch die Tür- denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR!

 

Pfarrerin Großmann

Evangelische Studierendengemeinde

 

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