Als ich im Jahr 2014 mit meinen Kindern in der Nähe von Östersund (Schweden) auf diesem Berg stehen durfte, wurde mir plötzlich bewusst: Genau das ist es! Hier spüre ich die Weite Gottes geradezu körperlich. Da gab es keine Grenzen, zumindest erkannte mein Auge keine, und auch keine Beschränkungen. Durch nichts wurde mein Blick abgelenkt. So hatte ich es noch nie gesehen und noch nie gespürt.
Schon länger begleitet mich der 31. Psalm, besonders die Verse 2 bis 9. Vieles, was der Psalmbeter aufgeschrieben hat, was er Gott geklagt hat und wo er dankbar sein konnte, habe ich auch erlebt. Es berührt mich immer wieder, wie ehrlich er gebetet hat. Die Klage findet dort Platz, aber auch die Wut, die Verzweiflung und die Zuversicht:
„...du stellst meine Füße auf weiten Raum.”
Dieser Satz ist doch geradezu eine Aufforderung trotz verschiedener Einschränkungen, trotz Unzulänglichkeiten und Behinderungen, auch durch andere Menschen, zu schauen, was möglich ist. Gott bietet den weiten Raum, darin entfalten muss ich mich selbst!
Nach den Erfahrungen von Einschränkungen und Beschränkungen empfinden Sie, liebe Leser, es vielleicht als Zumutung, von weiten Räumen zu schreiben. Für mich ist es kein Widerspruch. Es war sicher auch kein Zufall, dass die diesjährige Fastenaktion der evangelischen Kirche aufforderte, Spielräume zu entdecken und Blockaden abzubauen. Wir durften und dürfen die Möglichkeiten Gottes nutzen. Wenn ich unterwegs bin, erlebe ich die Natur intensiver. Ich kann Weite spüren und freier werden. Da können kreative Ideen entstehen, auch ein bisschen Mut, etwas Neues zu probieren.
Es ist ein Geschenk, wenn wir den weiten Rahmen, den uns Gottes Güte schenkt, mit anderen Menschen füllen können. Das können liebe Angehörige sein, wie auf meinem Foto, aber auch eine ganze Gemeinde. In ihr können wir die zum Teil ungeahnten Möglichkeiten, durch die verschiedenen Gaben, die jeder hat, noch besser nutzen.
Claudia Kramer
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