Gott, ich will dir von ganzem Herzen danken und von deinen Wundern erzählen.
Psalm 9, 2
Es gibt ja viel, worüber man sich zur Zeit sorgen und aufregen kann. Und ja, im Moment ist vieles sehr ärgerlich. Manches ist es wert, dass du dich darüber aufregst, anderes nicht. In der Tat sind die Zeiten, in denen wir gerade leben, ungewiss und angespannt. Und es gibt auch viele Menschen, die nicht nur Ärger, sondern auch Sorge empfinden. Ich denke da an Menschen, die um ihre Existenz bangen oder sogar um ihr eigenes Leben.
All das in Worte zu packen, darf Teil unseres Glaubens sein. Die Bibel ist voll von Klagegebeten und Klageliedern. Leidvolle Erfahrungen kleinzureden und mit hohlen Phrasen zu überpinseln, hilft ja nur wenig.
Trotzdem soll der Ärger nicht das alleinige Rederecht haben. Mag sein, dass er eine Stimme ist. Aber da darf noch etwas anderes aus unserem Leben sprechen – Dankbarkeit. Denn zu allen Zeiten, egal, ob mit oder ob ohne Corona, gibt es
Gelegenheit, sich zu ärgern. Und zu allen Zeiten gibt es Gelegenheit, dankbar zu sein.
Eine gute Bekannte postete vor einigen Tagen ein Bild mit Brot, Käse und Oliven und fand sinngemäß: Durch die Entschleunigung in der Corona-Zeit kann ich mit meinem Liebsten jetzt jeden Abend zusammen Abendbrot essen. Und ein paar Tage später ein Bild mit einem Bücherstapel und dem Hinweis auf ihren Samstagvormittag: Endlich mal die angefangenen Bücher auslesen und neue Schätze entdecken.
Vielleicht ist jetzt eine gute Zeit, Dankbarkeit noch einmal sehr viel bewusster einzuüben. Die Augen aufzumachen und zu sehen, was es doch alles an Gutem in deinem Leben gibt. Manches Gute ist ja oft so selbstverständlich: Ein frisches
Brot, ein bequemes Bett, ein freundliches Lächeln, eine stabile Gesundheit. Falls du jemand bist, der lieber und öfter die Fehler sieht, die andere machen oder auch du selbst,
wird es dir vielleicht erst einmal schwerfallen, anders auf die Dinge zu sehen: Nicht mehr das, was schlecht ist, sondern das, was gut ist. Aber mach dir bewusst, dass nichts perfekt ist auf dieser Welt. Du darfst dich also auch
entscheiden, das Schöne in ihr zu sehen.
Manchem hilft es, das für sich zu notieren. Jeden Tag, z.B. als Teil der Abendroutine, drei Dinge aufzuschreiben, für die er oder sie dankbar ist. Wenn du magst: Probiere das doch in der kommenden Woche aus. Setz dich am Abend in dein
bequemes Bett, lass den Tag noch einmal an dir vorbeiziehen und sammle ein wie Schätze, was dir gutgetan hat, was gelungen ist, was dich glücklich gemacht hat. Schreib es auf. Und wenn du möchtest: Formuliere auch das in einem Gebet,
vielleicht so, wie in Psalm 9: Gott, ich will dir von ganzem Herzen danken und von deinen Wundern erzählen.
Denn in der Bibel gibt es eben nicht nur Klagelieder… Und so mag es auch in deinem Leben sein.
Ich wünsche dir einen gesegneten Sonntag!
Studierendenpfarrerin Karin Großmann
Dieser Beitrag erschienen am 03.05.2020 in der Rubrik Sonntag_Gedankentanken im Popenblog der Evangelischen Studierendengemeinde Dresden
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